Interview

Mehr als nur Nadeln

Saskia Blümel über die Vielfalt der Tanne auf Blümels Hof.

Saskia, wie schön, dass wir heute bei dir auf dem Blümels Hof zu Gast sein dürfen. Dein Hof hat eine lange Geschichte – lass uns doch ganz am Anfang starten. Wie ist der Hof Blümel ursprünglich entstanden, und wie hat er sich über die Jahre entwickelt?

Ach, das begann so in den achtziger Jahren. Mein Vater, der eigentlich Tischler war hat als Nebenerwerb einfach mal ein paar Tannenbäume gepflanzt und diese dann  auf einer kleinen Hofstelle bei Bekannten verkauft. So ging das eigentlich viele Jahre und 2014 habe ich mich dazu entschieden, den Betrieb eines Tages von ihm zu übernehmen, aber von Grund auf anders aufzustellen. 2018 war es dann so weit: Wir haben den Hof hier gekauft und alles grundrenoviert. 2020 kam das Café dazu, 2021 der Hofladen – und so ist alles in den letzten Jahren Schritt für Schritt gewachsen.

Euer Betrieb ist seit über 30 Jahren im Weihnachtsbaum-Anbau. Was sind deiner Meinung nach die größten Veränderungen seitdem in der Branche?

Naja, man merkt, dass die Betriebe sich immer mehr spezialisieren. Früher hat man nur ein Baum in die Erde gesteckt. Fertig. Heute muss man viel mehr investieren in Richtung Kundenbindung und Marketing. Was kann man noch drum herum machen, um sich vom Wettbewerb oder vom Baumarkt-Verkauf abzugrenzen? Allgemein kann man sagen, dass man aus dem schnöden Baumverkauf zur Weihnachtszeit ein echtes Erlebnis machen muss, und da sind wir mittlerweile, glaube ich, ganz gut aufgestellt. Wir haben einen Hofladen, viele Tiere, bieten Glühwein und eine schöne Stimmung und haben andere Attraktionen drumherum, die in dieser schnelllebigen Zeit, in der viele Werte auch verloren gehen und alle unter einem gewissen Druck stehen immer wichtiger werden. Das Familien Event „Baum Kauf“ will zelebriert werden als Erlebnis-Ausflug und so wollen wir eben auch Geborgenheit und Entschleunigung vermitteln.
Und dann gibt es noch den Trend der Plastikbäume, wo man auch merkt, dass sich das die letzten Jahre mehr und mehr weiterentwickelt – für uns keine schöne Entwicklung.

Und wenn wir schon bei Weihnachtsbäumen sind: Was macht für dich den „perfekten Baum“ aus? Worauf achtest du bei Qualität, Form, Färbung und Pflege?

Letztendlich kauft der Kunde den Baum mit dem Herzen. Das ist oft völlig unterschiedlich und subjektiv und wenn das Kind sagt, dieser Baum ist schön, ist die Entscheidung eh schon gefallen. 🙂

Vom Baum selbst kommen wir jetzt mal zu den vielen Ideen, die ihr drumherum entwickelt habt: Ihr habt ja richtig kreative Produkte aus der Tanne geschaffen – vom Gin über Liköre bis hin zu Kosmetik. Wie sind diese Ideen entstanden?

Vor ein paar Jahren war ich mal auf einer Veranstaltung des Weihnachtsbaumverbands. Dort hat Robert Dahl seine Erfolgsgeschichte von Karls Erdbeerhof erzählt und was man alles aus Erdbeeren machen kann. Da dachte ich: wenn man aus Erdbeeren so eine tolle Vermarktungsstrategie ableiten kann, dann können wir das doch auch mit unserem saisonalen Produkt der Tanne. Und so war eigentlich unser Konzept der Lieblingstanne entstanden. Trends wie Waldbaden haben dann unsere Idee noch ein wenig gepusht. Heute bieten wir Kosmetik, Raumdüfte, Seifen und ganz viele eigene Produkte bis hin zum Gin an. Diese Sachen verkaufen sich auch recht gut und sind immer auch eine tolle Geschenkidee.

Das führt uns direkt zu eurem Hofladen: Was können Besucher dort entdecken – und gibt es vielleicht sogar einen echten Bestseller?

Also Bestseller sind wie gesagt unsere Tannenprodukte. Ansonsten gehen auch generell Geschenkartikel sehr gut oder alles rund um unsere Alpakas: das wären zum Beispiel Wolle, Seife, Kirschkernkissen, Einlegesohlen etc. Und zur Weihnachtszeit natürlich viel Kränze und Schnittgrün zur Dekoration.

Ihr habt Hofladen, Café und Erlebnisangebote wie Führungen oder Events wunderbar miteinander kombiniert. Wie schafft ihr es, dass der Hof das ganze Jahr über
spannend bleibt und nicht nur zur Weihnachtszeit?

Da lassen wir uns immer eine Menge einfallen. Neben unseren ganzjährigen Alpakaführungen, die wir seit 2021 anbieten, und die sehr beliebt sind, veranstalten wir auch Feste wie das Weinfest, After-Work-Events oder andere Highlights.

Und natürlich interessiert uns auch dein Alltag: Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir in der Hauptsaison aus – und wie in der ruhigeren Zeit?

Also in der Hauptsaison, die so im November bis Dezember herrscht, ist alles ein wenig wahnsinnig. Ich stehe um 6 Uhr auf, bin um 7 Uhr auf dem Hof, und das Telefon steht nicht still. Wir haben jedes Jahr ein Firmenevent mit 1500 Mitarbeitern, dazu organisieren wir auch viele kleinere Weihnachtsfeiern, haben Firmen und Events, wo Tannen von uns hin geliefert werden. Wir verkaufen auch auf anderen Flächen in ganz Deutschland bis nach Sachsen-Anhalt, die auch von mir organisiert werden müssen. Hinzu kommt das Daily Business mit Personal, Marketing, Angebote schreiben, Lieferung kontrollieren, Catering organisieren, den Hofladen und das Café im Blick haben und, und, und. Da kann es sein, dass der Tag erst gegen 21:00 Uhr oder später endet und ich fix und fertig im Bett liege. Gott sei Dank habe ich eine tolle Familie und tolle Mitarbeiter, die mich unterstützen oder mir auch mal zu Beruhigung ein Glühwein reinreichen. Aber das ist eben unsere Hauptsaison, in der wir übers Jahr gesehen den meisten Umsatz machen. In den anderen Monaten kann man dann auch mal morgens etwas länger schlafen und den Tag etwas ruhiger angehen. Aber natürlich gibt es auch ganzjährig immer mal wieder Messen, wie zum Beispiel gleich wieder die „Grüne Woche“ im Januar, wo wir unsere Lieblingstanne immer präsentieren.
Momentan bewirtschaften wir 30 Hektar – da bleibt in der Hauptsaison wenig Freizeit. Aber es macht Spaß, die Fortschritte zu erleben.

Mitten unter flauschigen Kollegen: Christian vom Landspatz-Team im Gespräch mit Saskia Blümel auf ihrer Alpaka-Weide – hier wird Interviewen zum tierischen Vergnügen.

Zum Schluss noch eine kleine Extra-Frage: Hast du für uns einen ganz persönlichen Ausflugstipp in der Region – etwas, das man unbedingt gesehen oder erlebt haben sollte?

Ich gehe mit Tilda, meinem Hund, gerne hier am Estewanderweg bei Podendorf spazieren. Dort gibt es einen schönen Bohlenweg und herrliche Wanderwege durch den Wald. Dort sind wir echt gerne.

Danke dir, Saskia, für all die spannenden Einblicke. Wir kommen sicher bald wieder vorbei – für einen Tannenbaum oder einfach für eine gemütliche Pause im Café. Und jetzt machen wir noch Fotos bei den Alpakas ;)