Neues Leben für die Rote Schleuse – Interview mit Herrn Barthe dem Betreiber
Ein vertrauter Ort mit neuem Leben – das Forsthaus Rote Schleuse ist zurück und wir wollten wissen, wer und was eigentlich dahintersteckt. Dafür haben wir uns mit dem Betreiber, Herrn Barthe, zum Gespräch getroffen.
Das Forsthaus Rote Schleuse hat im Juli 2023 seine Türen wieder geöffnet. Wie war dieser Neustart für euch?
Der Neustart war für uns ein aufregendes und zugleich herausforderndes Ereignis. Der vorherige Besitzerwechsel, eine dadurch fehlende klare Identität und ein neu zusammengesetztes Team, das sich erst einspielen musste – all das hat Zeit, Aufmerksamkeit und Energie benötigt. Doch die Resonanz unserer Gäste war überwältigend positiv, was uns in unserem Konzept bestärkt hat.

Der Name „Rote Schleuse“ weckt Neugier. Was steckt hinter diesem Namen? Gibt es eine Geschichte, die ihr mit uns teilen könnt?
Der Name geht auf eine historische Schleusenanlage am Hasenburger Bach zurück, die dazu diente, den Bach aufzustauen um so das Gelände zu vernässen. Kaufleute waren so gezwungen die befestigten Wege durch die Stadt Lüneburg zu nehmen. Alle transportierten Waren mussten auf dem Markt angeboten werden und es wurden Zollgebühren erhoben.
Der Begriff „Rotes“ entstand durch die Rodung der Wälder. Aus dem gerodeten Felde wurde im Sprachgebrauch dann das „rode“ und später „rote“ Feld. Das Holz diente der Befeuerung der Salzpfannen.
Seit 1782 ist das Forsthaus Rote Schleuse urkundlich belegt und entwickelte sich ab 1840 zu einem beliebten Ausflugslokal, das wir heute als familienfreundliches Gasthaus mit gutbürgerlicher Küche weiterführen.
Eure Speisekarte bietet eine Mischung aus traditionellen und modernen Gerichten. Was ist euch bei der Zusammenstellung der Speisekarte besonders wichtig? Und welches Gericht ist euer kulinarischer Publikumsliebling?
Trotz kleiner Karte möchten wir den verschiedensten Bedürfnissen gerecht werden. Neben deftigen Klassikern der Wirtshaus-Küche bieten wir auch verschiedenste vegetarische und vegane Gerichte an. Diese versuchen wir modern zu interpretieren, ohne die Identität und den Ursprung zu verwischen. Gleichzeitig versuchen wir immer einen Bezug zum Forsthaus und der Historie herzustellen.
Aus dem klassischen Jägerschnitzel wird bei uns das „Försterschnitzel“. Ganz nach dem Motto: Ein Jägerschnitzel kann ja jeder – bei uns übernimmt der Förster! Schließlich passt ein Förster viel besser ins Forsthaus – und die Champignon-Rahmsoße sowieso. Kein Wunder, dass es sich schnell zum Gäste-Favoriten gemausert hat.

Eine eurer Besonderheiten ist der schöne Biergarten, ein echter Tipp für eine Auszeit im Grünen. Was gehört für euch zu einem perfekten Nachmittag im Biergarten?
Ein Nachmittag in unserem Biergarten bedeutet für uns: Ankommen, abschalten und die Natur genießen. Für die Großen gibt es ein kühles Bier und herzhafte Kleinigkeiten, für die Kleinen einen Spielplatz zum Austoben. Besonders beliebt ist unser Biergarten nach einer Fahrradtour oder einem Spaziergang entlang der Ilmenau aus Lüneburg, aber auch für die umliegenden Dörfer gibt es eine Anbindung durch gut ausgebaute Fahrradwege – ein idealer Anlaufpunkt für Familien.
Euer Festsaal bietet Platz für unvergessliche Veranstaltungen. Welche besonderen Events habt ihr bereits ausgerichtet und was macht eure Location einzigartig für Feiern?
Unser Festsaal ist ein Ort voller Geschichten. Besonders emotional war die Hochzeit meines Bruders, die nach der Wiedereröffnung unsere Feuertaufe war. Auch goldene und silberne Hochzeiten ehemaliger Gäste, die bereits vor Jahrzehnten hier gefeiert haben, bringen uns immer wieder ein Stück Forsthaus-Geschichte zurück.

Das Forsthaus liegt idyllisch am Rande des Lüneburger Tiergartens. Wie integriert ihr die umliegende Natur in euer Konzept?
Die Natur bei uns ist allgegenwärtig, indem wir in unserem modernen Gasthaus gestalterisch den Bezug zum Wald aufgreifen. Wir haben beispielsweise einige botanische Illustrationen, die die Bezeichnungen von Laubbäumen und Waldtieren zeigen und so die Natur direkt in unsere Räumlichkeiten holen. Ein kleiner pädagogischer Auftrag, der unsere Gäste spielerisch einlädt, die Umgebung zu erkunden.
Aus diesem Grund haben nicht nur Bilder von der Natur ihren Platz in unserem Gastraum, auch Geweihe und Trophäen geben einen weiteren Einblick in das Leben im Wald und stellen den Bezug zur Jagd her, die mit Forst und Waldwirtschaft verbunden ist.
Ein erfolgreiches Haus lebt von seinem Team. Wer steckt hinter den Kulissen und gibt es besondere Geschichten oder Menschen, die ihr hervorheben möchtet?
Unser Team besteht aus engagierten Mitarbeitern, die das Forsthaus Rote Schleuse mit viel Leidenschaft und Herzblut prägen. Unser Team ist bunt gemischt – 6 Nationen arbeiten hier Hand in Hand.
Für mich ist es eine Herzensangelegenheit, ein kulinarisches Angebot zu schaffen, das die Traditionen der Region aufgreift, da ich hier aufgewachsen bin. Es ist etwas ganz Besonderes, jetzt an diesem Ort Gastgeber zu sein und Lüneburger sowie Gäste aus der Region willkommen zu heißen – in einem Haus, das für viele Lüneburger Erinnerungen birgt.
Was sind eure Visionen für die kommenden Jahre? Gibt es neue Projekte oder Ideen, auf die sich eure Gäste freuen können?
Nach einer Zeit des Wandels möchten wir dem Forsthaus Rote Schleuse wieder Beständigkeit und ein klares Profil schenken. Unsere Vision: Ein Gasthaus, das gutbürgerliche Fleisch-, Geflügel- und Wildgerichte ebenso wie Gerichte für Vegetarier und Veganer für jedermann zugänglich macht – auch preislich. Gerade in wirtschaftlich turbulenten Zeiten soll gutes Essen bezahlbar bleiben, ohne an Qualität einzubüßen. So schaffen wir einen Ort, an dem sich jeder willkommen fühlt – vom Familienausflug bis zum gemütlichen Abendessen mit der Familie und Freunden.